Von Karditsa hätte es direkt zu den Meteora Klöstern gehen sollen. Das Wetter für die nächsten Tage war aber weiterhin wechselhaft und kalt angesagt und wir empfanden es als sehr doof genau bei schlechtem Wetter diese Felsformationen und speziellen Bauwerke zu besichtigen und mit Wandern wäre dann auch nichts geworden.
Darum haben wir uns früh morgens noch im Halbschlaf spontan dafür entschieden, den Bus zu nehmen und die nächsten Tage doch lieber in Thessaloniki zu verbringen. Diese Stadt hatten wir nämlich schon von unserer Route gestrichen, da es einfach zu viel Zeit gebraucht hätte für die lange Strecke bis da hin.
Generell ist es möglich, das Velo mit dem KTEL Bus mitzunehmen aber an diesem Morgen brauchte es doch ziemlich viel Verhandlungsgeschick, Diskussionen und etwas Glück. Zuerst mussten wir den Busfahrer davon überzeugen, dass es kein Platzproblem sein wird, wenn er unsere zwei Velos mitnimmt. Als wir uns dann daran machen wollten, die Velos einzuladen, kam dann der Einwand “Your bicycles are too dirty” - ihr erinnert euch an die Schlammstrecke - und der Busfahrer wollte sie so nicht mitnehmen. Kurz vor der Abfahrtszeit kam uns dann die rettende Idee: Für unser Zelt haben wir zusätzliche eine Blache als Unterlage. Also zuerst die Blache in den Bus und unsere Velos drauf, damit der Bus sauber bleibt.
Auf der Fahrt nach Thessaloniki konnten wir dann einen Blick auf den schneebedeckten Olympus werfen, den höchsten Berg Griechenlands.
Im Gegensatz zu Kastritsa ist Thessaloniki gar keine Velostadt, viel zu viele Autos überall, teils kreuz und quer geparkt. Um die Zeit zu überbrücken, bis wir in die Wohnung konnten, haben wir uns zu zwei Griechen in eine Beiz gesetzt, worauf wir prompt zu einem Tsipuro eingeladen und über griechische Politik gesprochen haben.
Auf dem Weg zum Fotomuseum haben wir rein per Zufall den Staffellauf mit der olympischen Flamme gesehen. Obwohl wir uns beide nicht so viel aus den olympischen Spielen machen, war das schon ein spezielles Erlebnis, v.a., weil wir ja gerade erst in Olympia waren.
Die Stadt ist aus touristischer Sicht nicht sehr speziell. Es gibt einige kleinere Ausgrabungsstätten, Kirchen und einige Museen. Wir haben uns den den “weissen Turm” angeschaut, der ein hübsches kleines Museum über die bewegte Geschichte der Stadt enthielt.
Auch das byzanthinische Museum war eigentlich sehr spannend gemacht, leider werden im Internet die falschen Öffnungszeiten angegeben, so dass wir nur eine knappe Stunde Zeit dafür hatten.
Die restliche Zeit haben wir mehrheitlich mit Shopping verbracht. Einerseits musste Angelas Gepäckträger repariert werden. Die 6 mm Alustange haben wir ausserhalb Thessalonikis in einem grossen Praktiker gefunden. In Thessaloniki selbst gabs alles zu kaufen, von Schnallen für den Gürtel von Christoph, Camping- und Wanderequipment über Autofelgen bis zu Ersatzteilen für Staubsauger, für alles gabs ein Minigeschäft.
Am letzten Abend waren wir dann auch noch im Makerspace “Space Time”. Ein gepflegter, geräumiger Kellerraum, wo gewerkelt, Theater gespielt oder einfach nur geredet wird.
Da Bus fahren doch eher kompliziert war, haben wir frühmorgens den Zug nach Larissa genommen. Von dort waren es mehrheitlich flache, ca. 85 km nach Kastraki.
Nach Ankunft beim Camping haben wir auch gleich wieder die Fahrräder geschnappt und sind zum “Sunset Rock” hochgefahren und haben uns dort bei einer tollen Aussicht das Abendessen gekocht. Die Felsen mit den Klöstern drauf sind schon ein beeindruckender Anblick. Es war auch unglaublich, wie viele Touristen sich schlussendlich bei Sonnenuntergang auf dem Felsen getummelt und fotografiert haben. Kaum war die Sonne weg, waren es auch die Touristen.
Am nächsten Morgen haben wir uns einer Bustour zu den Klöstern angeschlossen. Insgesamt gibt es in der Gegend noch 6 bewohnte Klöster, ursprünglich waren es mal sehr viele mehr. Sie wurden am Anfang der osmanischen Zeit errichtet, und die Lage auf den steilen Felsen bot den Mönchen den nötigen Schutz. Die Gegend war aber davor schon bei Eremiten sehr beliebt, die die vielen Höhlen in der Gegend bewohnt haben.
Der Informationsgehalt der Bustour war uns nicht genug, also haben wir uns noch eine Privattour in einem der beiden Nonnenklöster gegönnt und haben viel über die uns doch eher fremden Ikonen, religiösen Gebräuche und Geschichten dahinter gelernt. Kleiner Tipp für zukünftige Besucher: 20 min vor Öffnung schon vor dem Tor stehen, so hat man drinnen noch seine Ruhe. Danach drängen sich die (Bus-)Touristen so dicht, dass man sich stellenweise kaum mehr bewegen kann.
Die Gegend eignet sich aber auch für kürzere Wanderungen. So haben wir einmal den höchsten der Felsen umrundet und sind am nächsten Tag bis fast hoch gewandert. Die Gegend ist auch bei Kletterern sehr beliebt, so konnten wir ab und zu zuschauen, wie sie die Wände hochklettern.
Das nächste Ziel war die Vikos Schlucht. Mit 150 km und ca. 3500 Höhenmetern für eine Etappe zu weit, haben wir beim Aoos Stausee in einem Picknickpavillon übernachtet. Die Strecke war ideal für Velofahrer. Die Passstrasse zum Stausee hoch ist für Autos in eine Richtung gesperrt, weil sich die Natur die Strasse stellenweise zurück holt.
Danach ging es der Bergkette entlang, durch schmucke kleine Bergdörfer, die wirklich gut im Schuss waren. Hier haben wir auch herausgefunden, dass hier Bärengebiet ist, denn die Dörfer sind mit gesicherten Müllcontainern ausgestattet und die meisten Gärten haben einen etwas höheren Zaun als wir das sonst gewohnt waren.
In Monodendri, gleich oberhalb der Vikos Schlucht, gibt es keinen Campingplatz, darum haben wir uns ein tolles kleines Hotel geleistet.
Die Wanderung durch die 900 m tiefe und 1100 m breite Schlucht war eines unserer Highlights. Der Wanderweg ist sehr gut unterhalten und abwechslungsreich. Wir haben viele Tiere gesehen: viele Eidechsen, Frösche im Paarungskampf, Kröten, eine Schlange und Bergziegen. Das Vogelgezwitscher hat uns die ganze Strecke begleitet, wie auch der glasklare Fluss, in dem Angela auch gebadet hat.
Auf dem Rückweg von Vikos konnten wir uns das Taxi mit zwei spanischen Radiologen teilen. Wir haben uns dann von dem Taxifahrer noch zum Aussichtspunkt oberhalb von Monodendri fahren lassen, wo man fast 900 m gerade in die Schlucht runter schauen kann. Der perfekte Abschluss eines schönen Tages.
Zum Abendessen haben wir dann die beiden Höngger Antonia und Jörg wieder getroffen, die zufällig im gleichen Hotel wohnen und uns prächtig unterhalten.
Von Monodendri war es nicht mehr weit bis nach Albanien. Das passt auch gut, denn vom 3. - 7. April sind in Griechenland Ostern und entsprechend die Geschäfte geschlossen und Ferientourismus. Zuerst ins Tal runter, noch kurz im Supermarkt einkaufen, dann die Hauptstrasse entlang bis zur Grenze.
Vorige Etappe: Via Delphi nach Karditsa
Nächste Etappe: Albanien, der Süden
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