Nordmazedonien

Nach Tushemisht war es ein Katzensprung entlang des Ohridsees zur Grenze nach Nordmazedonien. Kurz dahinter liegt das Kloster Sveti Naum das Ende des 9. Jahrhunderts gegründet wurde.

Neben dem Kloster sind auch die Quellen des Flusses Schwarzer Drin. Mehrere oberirdische und unterirdische Quellen speisen hier ein 30 Hektar grosses Feuchtgebiet mit glasklarem Wasser. Wir haben das Gebiet auf dem Wanderweg erkundet und nicht mit den Touristenbooten die es auch gibt. Der Wanderweg führt auch an drei kleinen Kirchen vorbei, wobei eine ganz besonders hervorsticht, da sie direkt über einer unterirdischen Quelle steht und so ist in der Mitte der Kirche ein grosses Taufbecken in das man hinabsteigen kann. Darüber sind die passenden Fresken zu sehen.

Entlang des Ohridsees ging es dann weiter zu einer einigermassen authentisch nachgebauten Pfahlbausiedlung mit kleinem Museum wo die an diesem Ort gefundenen Fundstücke ausgestellt werden. Das mit dem Eintritt war etwas unklar ob jetzt offen ist oder nicht und wann und wo zahlen. Wir hatten ja noch keine Mazedonischen Denars und die Arbeiter da vermutlich gerade ihre Mittagspause… Es hat schlussendlich aber alles geklappt, denn wir konnten mit Kreditkarte zahlen, im Gegensatz zu ganz vielen anderen Orten in Nordmazedonien.

Da die 40 km nach Ohrid doch länger gedauert haben, als wir angenommen hatten, übernachteten wir dort, um am nächsten Morgen die Stadt in Ruhe zu besichtigen.

Gleich schon beim alten Markt wurden wir mit Gesang begrüsst. Zur Abwechslung aber nicht ein Muezzin, denn Moscheen gibt es auch hier viele, sondern leider ziemlich falscher Liturgiegesang aus einer orthodoxen Kirche, die es den Moslems nachtun und die ganze Nachbarschaft beschallen. Die ehrerbietige Hingabe der Gottesdienstbesucher hingegen hat uns schon beeindruckt.

Wir haben aber nur kurz in die Kirche reingeschaut, dann sind wir weiter zum bekanntesten Aussichtspunkt von Ohrid, einer schlichten Kapelle die auf einer Klippe über dem See gebaut wurde.

Auf dem Rückweg durch die gut gepflegte Altstadt mit ihren verwinkelten und weiss gestrichenen Häusern, haben wir noch zwei Velofahrer aus Lausanne getroffen und uns prächtig unterhalten, bis unsere leeren Mägen uns weiter trieben.

Nach einem feinen mazedonischen z'Mittag in einem einfachen Restaurant, das noch Wert auf Offline-Rezensionen legt, haben wir dann unsere Velos gepackt und sind weiter in Richtung Mavrovo Nationalpark.

Da die Strecke nicht in einem Tag machbar ist, haben wir auf einer Wiese wild gecampt. Ein schöner Platz, umgeben von Bäumen und hohen Felswänden, gleich neben dem Bach.

Am nächsten Morgen haben wir rein zufällig zwei Velofahrer aus Italien und Deutschland getroffen, die gerade von ihrem Nachtlager aufbrachen. Weil wir in die gleiche Richtung wollten, fuhren wir zusammen nach Debar und haben dort einen Kaffee zusammen getrunken. Das Kaffee war so traditionell, dass es nur ein Männerklo gab (Frauen gehen nicht ins Kaffee…). Wir haben es trotzdem benutzt. Luca hat gerade seinen Doktor in Zellbiologie abgeschlossen und Milena verteidigt ihre Doktorarbeit der Materialwissenschaften Anfang Juni. Dafür unterbrechen die beiden ihre Tour in Richtung Türkei kurz, um danach weiter zu fahren, solange noch Geld da ist.

Realität vs. Foto: Leider alles vermüllt

Nach Debar (und den feinsten Baklava der Welt) kamen wir rein zufällig an einem frisch restaurierten Frauenkloster in Rajcica vorbei. Die Kirche hat ein zweites Dach aus erhalten und der Rest wurde farbenfroh und mit aufwändigem Mauerwerk erneuert. Es wurde gerade der Namenstag des Heiligen gefeiert, zu dessen Ehren das Kloster gebaut wurde. Entsprechend hatte es viele Pilger, die zu den Ikonen und Reliquien gekommen sind. Wir wurden auch sehr herzlich willkommen geheissen und haben ein rotes Ei geschenkt bekommen, das irgendwie zu den orthodoxen Ostern gehört, obwohl Ostern schon vorbei war.

Weiter hinten im Tal haben wir dann auch noch das Kloster Sveti Jovan Bigorski aus dem 11. Jahrhundert besucht, das zum Unesco Kulturerbe gehört. Hier haben uns die Schnitzereien der Ikonostase zutiefst beeindruckt. Die Ikonostase ist das Holzgerüst, an dem die Ikonen befestigt sind und das den Altarraum von den Gläubigern trennt. In das Holz waren unzählige Szenen aus der Bibel geschnitzt, in feinster Arbeit und von Weitem kaum erkennbar.

Vom Kloster war es nicht mehr weit und die Schlucht Richtung Mavrovo einfach umwerfend schön. Unterhalb von Mavrovo in Trinica gibt es eine Farm, die landesweit und weiter für Joghurt und Käse bekannt ist, die daneben aber auch Camping, Hotel, Restaurant und ein Lädeli mit lokalen Produkten aufgebaut haben. Das war unser Tagesziel, denn wir wollten von dort aus am nächsten Morgen eine der ausgeschilderten Wanderungen machen.

Der Nationalpark und der Hauptort Mavrovo war dann für uns eine Enttäuschung. Uns wurde stark abgeraten, die Wanderwege die mal aufgebaut wurden und immer noch in den Karten des Parks eingezeichnet sind, zu benutzen, weil sie stark überwachsen oder nicht mehr markiert seien. Da die Wege auch nicht in Openstreetmap eingepflegt sind, war es uns zu riskant, blind durch den Wald zu stapfen. Immerhin gibt es hier auch Bären, und die Berge sind steil. Andere Wege waren mit dem Velo nur mühsam zu erreichen und darum auch nicht machbar. In Mavrovo, ein Skiort in der Nebensaison, gäbe es eine Höhle zu besichtigen. Stellte sich heraus, dass da nur eine Person für Führungen zuständig ist und im Supermarkt nebenan kennen sie die Telefonnummer nicht, ein Touristoffice gab es auch nicht… Landschaftlich hat sich das Tal aber definitiv gelohnt und wir hätten gerne mehr unternommen.

Vom Stausee bei Mavrovo ging es dann 1000 Höhenmeter runter nach Gostivar, wo es mangels schönen Ecken das z'Mittag beim Busbahnhof gab. Zwischen Gostivar und Tetovo fuhren wir durch unzählige kleine Ortschaften, jede Moschee hatte ihren eigenen Stil und auf dem Markt haben wir uns mit frischem Gemüse und Käse eingedeckt.

Das Highlight von Tetovo war eindeutig die Sarena-Moschee, die aussen wie innen bunt bemahlt ist. Wir haben noch nicht viele Moscheen besichtigt und haben darum keinen Vergleich mit den arabischen Ländern, aber bisher war diese die schönste Moschee, die wir gesehen haben.

Ansonsten war Tetovo nicht sehr gemütlich, viel Verkehr, die Häuser und Strassen in schlechtem Zustand, so dass wir weiter Richtung Grenze zum Kosovo fuhren, wo es ein kleines Hostel gibt. Der Eigentümer hat uns herzlich mit Selbstgebranntem begrüsst und sich Zeit für einen kurzen Schwatz genommen. Er ist in der Gegend sehr engagiert, hat Kontakt zur deutschen und zur Schweizer Botschaft, die ihn bei touristischen Entwicklungsprojekten unterstützen. So wurden ihm beispielsweise Velos finanziert, die er an Touristen vermietet und er pflegt die Wanderwege der Region bei Outdooractive ein, um sie bekannter zu machen.

Eigentlich wollten wir mal einen Tag Pause machen, unsere Wäsche waschen und ausruhen. Die “kurze” Wanderung zur Absturzstelle eines Flugzeugs aus dem 2. Weltkrieg hat dann aber länger gedauert, weil der zweite Teil der Runde sehr überwachsen war und der Weg stellenweise unkenntlich. Wir haben uns dann von Markierung zu Markierung durchgehangelt und haben uns nicht nur einmal verlaufen. Es war ein richtiges Abenteuer!

Insgesamt hatten wir eine schöne Zeit in Nordmazedonien. Man merkt, dass man sich ausser am Ohridsee ausländische Touristen noch nicht so gewohnt ist, die Infrastruktur ist einfach und oft improvisiert.

Ab Mavrovo ist uns auch immer wieder aufgefallen, dass auf den zweisprachigen Strassenschildern eine der beiden Sprachen übersprayt wurde und dass in manchen Regionen die albanische statt der mazedonischen Flagge hängt. In der Nähe der Grenze zum Kosovo gab es auch mehrere UÇK Monumente. Es ist offensichtlich, dass es zwischen den Albanern und den Mazedoniern nach wie vor Spannungen gibt, zumindest in diesem Gebiet. Leider haben wir niemanden getroffen, mit dem wir darüber hätten sprechen können.

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