September: Loon-Plage, Oostende, Dresden
Oktober: Catania, Piazza Armerina, Regalbuto, Catania
Morschn und Däach
Von Dover sind wir mit der Fähre am frühesten Morgen nach Dunkerque in Frankreich übergesetzt, von wo aus wir dann nach Oostende, dem nächsten Bahnhof in Belgien gefahren sind. Eine schöne, flache Strecke, durch viel bewohntes Gebiet, zuerst in Frankreich und später in Belgien. Es ging erstaunlich gut, sich auf das Französisch einzustellen. Der Käse, den wir lokal gekauft haben, war auch sehr lecker.
In Belgien konnten wir von den tollen Fahrradwegen profitieren und sind so gut voran gekommen.
Von Oostende sind wir am gleichen Abend mit dem Zug nach Vervier, wo wir in einem sympathischen, kleinen Hotel übernachtet haben, bevor wir einen ganzen Tag via Aachen und Köln nach Dresden gefahren sind. Da der ICE keine Fahrräder mitnimmt, mussten wir uns mit einer viel zeitaufwändigeren Fahrt mit ICs begnügen.
In Dresden durften wir uns bei Johannes einquartieren, den wir in Holland am Computercamp kennen gelernt haben. Johannes hat uns auch viel von Dresden gezeigt: Die alternative Neustadt, wo früher spontan auf der Strasse gegrillt wurde und auch heute noch die Partyszene ist, einen der lokalen Hackerspaces, wo wir oft gekocht haben, mit vielen interessanten Leuten gequatscht haben, und ins Internet konnten und die grüne Elbe, die dank Schwemmgebiet ein beliebtes Naherholungsgebiet mitten in der Stadt ist. Wir haben uns natürlich auch die Altstadt angesehen, die “historisch” wieder aufgebaut wurde und den Turm der Frauenkirche erklommen, von wo man einen herrlichen Ausblick über die Stadt hat.
Eines der Highlights war der internationale Garten, in dem Johannes ein Beet hat, und wo wir zum Erntedank- / Gartenfest eingeladen waren mit leckerem internationalem Essen und Schlangenbrot (Stockbrot) am Lagerfeuer.
Wieso wir diesen Haken nach Dresden geschlagen haben? Christoph hatte da ein Vorstellungsgespräch, hat die Stelle nach guter Überlegung dann doch abgelehnt.
In Dresden haben wir dann schweren Herzens unsere Räder und das Campingequipment per Bahn zu Bekannten in Jestetten (D) geschickt, um noch knapp drei Wochen ans Mittelmeer zu Reisen. Mit dem Zug fuhren wir entlang der Elbe und durch die sächsische Schweiz nach Prag und dann per Flugzeug (Ja, wir sind tatsächlich trotz allen Umweltzweifeln mit dem Flugzeug geflogen) nach Catania auf Sizilien. Wir wurden auch sofort bestraft, Angelas Check-in Gepäck mit den Regenklamotten ist nicht angekommen und auch drei Wochen später noch nicht wieder aufgetaucht.
Salve e bon giorno
In Catania, der zweitgrössten Stadt Siziliens, war es dann schwieriger als erwartet, zwei Velos für ein paar Tage zu mieten. So führte uns die Suche auch in eher zwielichtige Ecken und das Rotlichtviertel, bis wir in zwei verschiedenen Läden zwei passende Drahtesel gefunden hatten. Hauptproblem war, dass man entweder Mountainbikes ohne Gepäckträger oder Citybikes mit Gepäckträger aber nur 6 Gängen bekommt. Wir hätten die Tourenräder doch bei einem lokalen Club mieten sollen, die nur eine Internetseite, aber keinen Laden haben. Das hätte uns viel Zeit gespart.
Um noch etwas Zeit zu schinden (vielleicht kommt ja das Gepäck noch) und weil es in Strömen regnete, blieben wir einen Tag länger als geplant in Catania und haben eine sehr spannende Ausstellung über M.C.Escher besucht, die seine künstlerische Laufbahn und viele Werke ausstellte und erklärte.
Ansonsten ist Catania keine sehr schöne Stadt. Es hat viel zu viele Autos und die überwiegend barocke Bausubstanz im Zentrum wirkt heruntergekommen und nur selten gut gepflegt abgesehen von einigen Touristenecken.
So war es dann eine Erleichterung die Stadt zu verlassen und drei Tage durchs Hinterland zu radeln. Die ersten Stunden waren noch nass, doch dann wurde es zu unserer Erleichterung wieder sonnig und sommerlich warm. Das Navigieren war eine Herausforderung. Plötzlich sind Strassen gesperrt, was uns zu teils weiten Umwegen und vielen zusätzlichen Höhenmetern gezwungen hat. Grundsätzlich gibt es erstaunlich viele geteerte Strassen im bäuerlichen Hinterland, so dass wir annehmen, dass gewisse Strassen nicht mehr unterhalten werden oder sich eine Reparatur nach einem Erdrutsch nicht lohnt und diese Strassen darum gesperrt sind. Die Strassen im Hinterland sind für Autos auch eher auf der gemeingefährlichen Seite, denn es kommt nicht selten vor, dass Strecken in super Zustand sind und plötzlich kommt man an eine Stelle, wo sich der Belag abgesenkt hat oder massive Löcher sind. So nutzen die Anwohner wenn irgend möglich die Autobahn, was das Velofahren sehr angenehm macht.
Ein erstes Zwischenziel war die römische Villa del Casale, eine pompöse Villa die ca. 350 nach unserer Zeitrechnung mit allem Schnickschnack wie Thermalbad mit Zentralheizung und bewässertem WC gebaut wurde. Die Räume sind üppig mit Frescos an den Wänden und aufwändigen Mosaiken am Boden ausgeschmückt, die oft auch Alltagsszenen oder Legenden erzählten. Das grösste davon ist über 60 m lang und zeigt, wie wilde Tiere in Afrika und Indien für den Zirkus eingefangen und mit Schiffen nach Rom transportiert wurden.
Von da aus sind wir dann über eine erstaunlich ruhige und breite Hauptstrasse ins Haupttal gefahren, wo wir die Autobahn und Eisenbahnlinie von Catania nach Palermo kreuzten, um danach gleich wieder die nächste Hügelkette hinauf zu fahren nach Regalbuto. Ein schöner sonniger Tag, an dem wir auch immer wieder schöne Ausblicke zum Ätna hatten und uns ein Gefühl gegeben hat, wieso andere Velofahrer immer wieder nach Sizilien zurück kommen.
Danach war es nur noch ein kurzes Stück bis nach Catania, welches aber ausreichte um die 8000 km zu füllen. Dort brachten wir unsere Fahrräder wieder zurück und nach einem Grosseinkauf setzten wir unsere Reise per Segelboot fort.
Vorige Etappe: Grossbritannien
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